22. APRIL 1927

HEFT 17

%

FACHBLATT DES DEUTSCHEN FUNKTECHNISCHEN VERBANDES Е.М.

Der Detektorempfänger als „Sender“

on

Walter Kittlick.

In den folgenden Ausführungen wird die Sende- wirkung des Detektorgerätes allgemeinverständlich erklärt als Wirkung des veränderlichen, auf die Antenne bezogenen Nutz- und Leitungswiderstandes, sowohl bei Telephon- als auch bei Mikrophon- besprechung. Gesichtspunkte für optimale Wirkung werden gegeben.

Die Tatsache, daß ein Detektorempfänger eine Sende- wirkung ausüben kann, ist zwar zunächst überraschend, läßt sich aber ohne weiteres aus den Eigenschaften des Detek- tors und den Vorgängen beim Empfang elektrischer Wellen erklären. Schon wiederholt ist im „Funk-Bastler" auf diese bemerkenswerte Erscheinung hingewiesen worden!), In Heft 5 des „Funk“, Jahr 1927, gibt Dr. Lübben bereits eine kurze Erklärung dieses Vorganges, und in den voran- gehenden Ausführungen Dr. Hettichs ist wohl letzten Endes dasselbe gemeint.

Man findet leider immer wieder, daß sich in der Funk- technik, als einer jungen Wissenschaft, noch nicht so scharf ausgeprägte Begriffe (Denknormen, Vorstellungs- bilder) herausgebildet haben wie etwa in der so fest- gefügten Physik, z. B. der klassischen Mechanik, Etwas erklären, heißt, es auf bekannte Grundbegriffe (Prin- zipien) zurückführen. Haben sich jedoch diese Grund- anschauungen selbst noch nicht genügend herauskristalli- siert, d. h. sind sie noch nicht in dem Maße Gemeingut aller geworden, daß wir mit ihnen operieren können, ohne Mißverständnissen ausgesetzt zu sein, so stößt eine gegen- seitige Verständigung auf Schwierigkeiten. Jeder denkt mit anderen Begriffen, man „redet aneinander vorbei”. Auf- gabe der Funkzeitschriften muß es aber sein, ihren Lesern klare Grundanschauungen zu vermitteln, mit deren Hilfe dann auch kompliziertere Erscheinungen leicht verstanden werden können. Bei allen Beschreibungen und Gedanken- gängen sind überflüssige Begriffe und Worte nach Möglichkeit zu vermeiden. Es muß eine Vereinheitlichung der funktechnischen Denk- und Darstellungsweise ange- strebt werden. Daß dieses Ziel noch so wenig erreicht ist, muß man der überschnellen Entwicklung dieses jungen Wissenschaftszweiges zuschreiben,

Aufgabe des Verfassers soll es sein, in den folgenden Ausführungen eine vollständige Erklärung (keine neue Lösung) der Sendewirkung des Detektorempfängers zu geben, wobei wir beim Leser die wichtigsten Elementar- kenntnisse voraussetzen, um uns einigermaßen knapp fassen zu können. Interessanterweise muß dabei auch die Frage

1) Vgl. Heft 8 des ,„Funk-Bastler“, Jahr. 1926, S. 93, Dr. Lübben: „Gegenseitige Beeinflussung von Antennen“. Ferner: Heft 31, S. 372: „Sender ohne Hochfrequenz“; Heft 34, S. 402: „Der Detektor als Fernsprecher“; Heft 38, S. 457, H. Kießig: „Der Detektorapparat als Sender“; Jahr 1927, Heft 5, S. #7, Dr. Hettich: Der Detektor als Sender“.

der Antennenbeeinflussung (genauer: der Rückwirkung einer Empfangsantenne auf die Umgebung) berührt werden?).

Verfasser hatte bereits im August vergangenen Jahres einige Versuche unternommen, um sich Klarheit über die scheinbar rätselhafte Sendewirkung des Detektors zu ver- schaffen, Da bisher noch nicht veröffentlicht, so seien sie hier kurz beschrieben. Sie können von jedem Bastler leicht wiederholt werden, zumal da sie eindrucksvoller sind

mikroph on.

t с ы с 5

г

<

als Ше in Heft 38, 5, 457, angegebenen. Bei diesen Уег- suchen stellte es sich heraus, daß im Prinzip kein Unter- schied besteht zwischen der Besprechung des Tele- phons und der eines Antennenmikrophons, worauf bisher noch nirgends hingewiesen wurde, Zunächst wurde mit zwei Detektorgeräten gearbeitet, Um jede Fehlerquelle durch gemeinsame Erdleitung auszuschließen, wurden beim ersten Versuch zwei vollkommen getrennte An- tennensysteme verwendet, und zwar Gerät 1 an Hochantenne und Erde, Gerät 2 (im Nebenzimmer) an Zimmerantenne und Gegengewicht (Abb, 1). Beide Geräte (in guter Empfangslage) wurden, während der Ortssender arbeitete, auf diesen mög- lichst scharf abgestimmt. Wurde während der Programm- pausen Telephon oder Antennenmikrophon (aus einem Feld- gerät herrührend) von 1 „besprochen“, so waren die Worte in 2 deutlich hörbar; sehr laut sogar, wenn bei 2 an Stelle des Detektorapparates ein Audion genommen wurde. Überbrückte Entfernung etwa 4m, Mit einem Zweiröhren- gerät konnte man im Nebenhaus an Hochantenne (Entfer- nung beider Antennen 30 m) unseren „Sprecher“ leidlich verstehen, ja sogar in etwa 120 m Entfernung war unser „Sender” noch schwach hörbar. Nach diesem Erfolge

2) Vgl. auch die Aufsätze „Die gegenseitige Beeinflussun von Antennen“ von Dr. Lübben, Heft 8, Jahr 1926, 8. 93, un von О. Fulda, Heft 19, Jahr 1926, 8. 230.

237 2

HEFT 17

erschien es uns auch glaubwürdig, als uns ein Bekannter er- zählte, daß drei Detektorhörer in einem Hause sich durch ihre Telephone miteinander unterhalten könnten, deren Ап- tennen an einem Mast befestigt seien. (Natürlich nur, wenn der Ortssender in Betrieb war.) An Stelle des „besprochenen“ Telephons konnte auch die Sekundärwicklung eines Sprech- transformators (6/200 Ohm) geschaltet werden, an dessen Primärwicklung Mikrophon und Element lag.

Wie kommt diese Sendewirkung nun zustande? Volle Aufklärung gibt uns die Diskussion einer Formel, die wir in dem lesenswerten Heftchen von Rüdenberg, „Aus- sendung und Empfang elektrischer Wellen‘, Verlag Julius Springer, 1926, S. 37, finden. Wer für Formeln nicht zu haben ist, überschlage den folgenden Abschnitt.

Wir finden dort: Das Verhältnis der primären Feldstärke €, (vom Sender einfallend) zur sekundären Feldstärke (vom Strom in der Empfangsantenne herrührend) beträgt:

6%. 60 ж х lo? д

6, RERS in Hierbei bedeuten: R = Widerstand der Antenne plus auf die Antenne bezogenem Apparatwiderstand. Letzterer ist durch die Antennenkopplung einstellbar.

2 Rs = 80 л? (%) ist der Strahlungswiderstand der Emp-

fangsantenne, der abhängt von der Antennenhöhe H= а und der Wellenlänge 4. г, = Abstand des betrachteten Punktes von der Empfangsantenne,. Alle Längenmaße іп Meter.

Diese Formel gilt allerdings erst für einigermaßen große Entfernungen vom Empfänger,, 2, В, r,=4°) und erklärt sich nun folgendermaßen: Vom fernen Sender errege еіп (z. В, ungedämpfter) Wellenzug (Programm- pause) die Feldstärke Œ. Wäre unsere Empfangsantenne widerstandslos und auch der Apparat noch nicht ein- geschaltet (d.h. R=0), so würde ein starker Antennen- strom fließen und ein (sekundäres) Feld erzeugen, das dem primären gleich und entgegengesetzt wäre. Die gesamte ankommende Energie würde reflektiert (da ja kein Verlust stattfände), oder besser: nach allen Seiten zerstreut, wobei’ die Wirkung mit der Entfernung ab- nimmt, Folge: Beide Felder überlagern sich und es bilden sich um die Empfangsantenne Stellen mit größerer und ge- гіпбегег Feldstärke aus als ursprünglich vorhanden. (Inter- ferenz! Dicht an der Antenne müßte die resultierende Feldstärke Null sein.)*)

Wir wiederholen noch einmal: Rings um eine Empfangs- antenne wird also von dieser das vom Sender hervor- gerufene Feld beeinflußt (stellenweise verstärkt, stellen- weise geschwächt, mit allen Zwischenwerten); mit zu- nehmender Entfernung von der Empfangsantenne wird diese Wirkung immer geringer. Dabei hat den stärksten Einfluß eine vollkommen ungedämpfte Antenne,

Betrachten wir jetzt nur den Detektorempfang bzw. Audion ohne Rückkopplung, so haben wir es stets mit einem Antennenwiderstand und einem nützlichen und schädlichen Apparatwiderstand zu tun (alles zum Gesamt- widerstand R zusammengefaßt). Infolge dieses Wider- standes R wird natürlich der Strom іп der Antenne kleiner (als im Idealfall), und damit natürlich auch das sekundäre Feld, d.h, die Rückwirkung auf die Umgebung.

Unser Bestreben muß es sein, möglichst viel Leistung aus dem einfallenden Felde herauszusaugen. Bei einem bestimmten Werte von R erhalten wir die größte Leistung

3) Bei geringerer Entfernung versagen einfache Rechnungen, sind auch anscheinend bisher noch nicht bekannt.

4) Eine treffende Analogie bietet das am Ende kurz- eschlossene Kabel (bzw. Lecherdrähte). Eine ankommende elle wird vollkommen reflektiert, die Spannung wird an dieser Stelle Null (stehende Wellen). Einschaltung eines Widerstandes größer als Null ergibt teilweise. Reflexion. Dies entspräche der Einschaltung einer Antenne mit dem Nutz- und Leitungswiderstand R. `

puny BASTLER

JAHR 1927

(wobei allerdings nur ein Teil davon in nutzbare akustische Leistung umgesetzt wird, Der Rest geht größtenteils als Wärme verloren), und zwar dann, wenn Е = Кз gemacht wird. Denn der Strahlungswiderstand Rs der Antenne kann gleichsam als der „innere Widerstand” des energieliefernden Feldes betrachtet werden, R aber als der „äußere Wider- stand der angeschalteten Apparatur. Nach einem be- kannten Satze erhält man die größte Leistung aus einer Stromquelle, wenn man inneren und äußeren Widerstand einander gleich macht, mit dem maximalen Wirkungsgrad von 50 у, Н, Das gleiche ist bei unserem Empfänger der Fall. Bei optimaler Einstellung, d.h, wenn man, etwa durch Verändern der Antennenkopplung, R=Rs gemacht hat, lassen sich höchstens 50 v.H. ausnutzen, Die an- deren 50 v, H, werden wieder ausgestrahlt. Damit sinkt die Rückwirkung der Antenne auf das umgebende Feld auf die Hälfte (gegenüber derjenigen bei reiner Zerstreuung für R = 0)5),

Für den Abstand einer Wellenlänge von der Empfangs- antenne errechnet sich aus obiger Formel ein Verhältnis 2 = 22. (für r,—=AundR=Rs). Das bedeutet: Das Einschalten eines Detektorempfängers kann die Feldstärke an einer anderen Ап- tenne,dieumeine Wellenlänge entfernt ist, im äußersten Falle um 12v.H. ändern (vermindern bzw. verstärken), in 12 Wellenlängen Entfernung noch um 1v.H. Näher ап der Antenne entsprechend mehr (bis 50 v.H.); doch versagt hier die Rechnung (s. o.). Diese Werte er-

scheinen auf den ersten Blick beträchtlich, Jedoch beachte -

man, daß sich mit dem Telephon am Ohr eine Stromänderung von 25 v. Н, d. h. eine Leistungs- änderung von 56 v. Н, gerade eben heraushören läßt.

Aus diesem Grunde hat wohl, trotz des zahlenmäßig großen Einflusses, praktisch bisher noch niemand eine Änderung in der Lautstärke seines Empfängers bemerkt, wenn sein Nach- bar den Detektorapparat einschaltete (von Röhren- apparaten abgesehen). Denn dieser Einfluß, umgekehrt proportional der Summe R+Rs,ist konstant. Anders dagegen, wenn unser Nachbar periodisch seinen Gesamt- widerstand R ändert. Dann ändert sich im gleichen Rhyth- mus das sekundäre Feld in der Umgebung. Wellenzüge wechselnder Intensität 4%”, treffen unsere Antenne, es ist derselbe Effekt, als ob vom Sender modulierte Wellen ein- fallen, nur sind die Intensitätsschwankungen bedeutend ge- ringer, die Reichweiten klein,

Diese „Modulation” kann auf zwei verschiedene Arten

erreicht werden. Entweder man schaltet in die Antenne ein Mikrophon, dessen Widerstand durch Besprechen ge-

ändert wird; damit ändert sich der gesamte Widerstand R,

somit der Antennenstrom und die Rückwirkung auf die Um- gebung. Oder aber, an jedem Apparat ohne weiteres aus- zuführen, man bespricht das Telephon des Detektorempfän- gers; dieses erzeugt einen Wechselstrom, der den Arbeits- punkt des Detektors im gleichen Rhythmus hin und her schiebt. Da das Charakteristikum des Detektors seine Widerstandsabhängigkeit von der aufgedrückten Spannung ist, so ändert sich also im Mittel der Widerstand desselben, damit auch der Widerstand der Apparatur, und es wird ebenfalls R beeinflußt. Es ist gleichgültig, ob die Vorspan- nung zur Veränderung des Detektorwiderstandes vom Tele- phon geliefert wird oder an dessen Stelle Transformator und Mikrophon tritt (Abb, 2).

Das Wesentliche bei der Erscheinung ist also, mit Hör- frequenz eine Widerstandsänderung AR in der Antenne hervorzurufen, wobei ein beliebiger Sender, dessen Ent- fernung Кеіпе Rolle spielt, wenn nur seine Intensität groß genug ist, die Aufgabe hat, eine noch unmodulierte Träger- welle zu liefern. Gegensprechen ist bei beiderseitiger guter Antenne ohne weiteres möglich,

5) Bei Rückkopplung kann Rx 0 werden.

258

JAHR 1927

Verfehlt wäre z. B., wollte man in die Antenne statt des Mikrophons ein Telephon schalten oder, um die Mikrophon- wirkung zu verstärken, an dieser Stelle Transformator und Mikrophon nehmen. In beiden Fällen hätte man zwar eine Wechselspannung an der Antenne liegen, aber der Antennen- widerstand würde dadurch nicht geändert.

Zwecklos wäre es auch, hinter den Detektor (an Stelle des Telephons) ein Mikrophon zu setzen. Denn der De- tektor besitzt einen Widerstand von mehreren tausend Ohm, und die Widerstandsänderung durch Besprechen des Mikro-

“7 246, “АВ дт = const.

N

~ М М/Шеген Detektorstrom

\ i=cons#.

Zeitlicher Verlauf d. Defektors tromes “Те /сф Verlauf

4 Zeit der иптфаи екҒеп

Hochfretguenz = Spg. am Detektor

2 IE,

Abb, 2,

phons an dieser Stelle wäre prozentual viel zu gering |

(schlechte Anpassung).

Ferner erkennt man, daß der Detektor überflüssig, ja schädlich ist, wenn mit Mikrophonbesprechung gearbeitet wird. Andererseits ist es nicht angängig, den Detektor, obgleich er als veränderlicher Widerstand zu funktionieren hat, durch ein Mikrophon zu ersetzen, weil dann in- folge des relativ geringen Mikrophonwiderstandes (5 bis 100 Ohm) der Schwingungskreis praktisch kurzgeschlossen würde. Diese Hinweise wurden gegeben, um zwecklosen Versuchen der Bastler in dieser Richtung vorzubeugen.

Zur Erzielung möglichst großer Reichweiten erscheint das Mikrophon am vorteilhaftesten; dabei sollte sein Wider- stand aus Gründen der Anpassung ungefähr gleich der Summe R + Rs sein, d, h. etwa 5 bis 10 Ohm betragen?). Der Detektor sollte eine möglichst steile Charakteristik be- sitzen, Ferner ist die Reichweite um so größer, je größer die benutzte Wellenlänge ist.

Interessant wäre noch die Frage, ob diese Art der Nach- tichtenübermittlung _ juristisch unter den Begriff des „Sendens“ fällt, Denn ein Ausstrahlen von Energie im eigentlichen Sinne findet nicht statt. Es ist vielmehr eine Art „negative Strahlung‘. Ob der Gesetzgeber auch diese Möglichkeit schon mit einbezogen hat?

Zum Schluß noch. die Frage Dr. Hettichs: „Wie kommt es, daß die Audionröhre keinen analogen Effekt gibt?” Die Antwort ist jetzt leicht. Bei einem Audion ändert sich der Widerstand des Empfangsapparates bzw. der Strom, der aus der Antenne entnommen wird, in keiner Weise, ob man das Telephon bespricht oder nicht. Eher wäre es möglich, das

5) Bei einer Hochantenne, Höhe 12,5 m, d.h. 1 25m, be- trägt RS für eine Wellenlänge von 294 m 5,7 Ohm; für 484 m 2,1 Ohm; für 1300 0,3 Ohm.

259

BASTLEN

HEFT ҮТ

Telephon in den Gitterkreis zu legen, doch infolge des hohen wirksamen Gitterwiderstandes wird sich der Gesamt- widerstand R hierdurch wohl noch zu wenig ändern, Anders liegt der Fall, wenn ein so hoher Gitterstrom fließt, daß der wirksame Gitterwiderstand in die Größenordnung des Widerstandes eines Detektors käme, Dagegen wird wohl ein Mikrophon in der Antenne die gleiche oder sogar bessere Wirkung haben, als beim Detektorempfänger, be- sonders wenn man durch Rückkoppeln К 220 macht und der Mikrophonwiderstand gleich dem Strahlungswiderstand

1 | ad,-AR- 2 =variabel

Di

Mittlerer Detektorstrom i -variabel

“--

Zeitlicher Verlau

і а. Ри | Zeit

Zeitlicher Verlauf der Detektor- spannung = Hoch freguenz mit überlagerter Wechsel spannung [letztčre durch Besprechen

des Telefons erzeugt.)

| р е Zei...

ist, Würde man die Rückkopplung bis zum Einsetzen der Eigenschwingungen steigern, so hätte man damit einen primi- tiven selbständigen Sender, der aber dem Sendeverbot unterliegt.

Wir haben bei unserer Erklärung den für Laien relativ schwierigen Begriff der Dämpfung weggelassen und dafür nur den anschaulichen Begriff des Widerstandes verwendet und hoffen, mit vorstehenden Zeilen etwas zur Aufklärung über eine Erscheinung beigetragen zu haben, die an sich sehr interessant und bemerkenswert ist, sich aber zwang- los aus einigen wenigen Grundtatsachen ableiten läßt.

I

5340

Normungsbestrebungen im anerkannten Rundfunk, Das amerikanische „Engineering Standard Committee” will mit Unterstützung des „Institute of Radio Engineers“ und des „Institute of Electrical Engineers”, der führenden beiden Fachverbände, die Frage einheitlicher Bezeichnungen für Rundfunkteile aufnehmen. Dem für diesen Zweck ernannten Ausschuß sind Mitglieder von acht verschiedenen Zweigen der Rundfunkindustrie beigetreten, die über den Rahmen der einheimischen Industrie hinaus eine internationale Ver- ständigung in bezug auf die Benennung und zu einem ge- wissen Grade auch auf die Beschaffenheit der Teile von Apparaten, Batterien und Röhren herbeiführen wollen,

Versuche bei der Sonnenfinsternis am 29, Juni. Während der letzten totalen Sonnenfinsternis in New York im Januar 1925 haben einige Sendestationen spezielle Versuche ge- sendet, die einen ganz besonders weitreichenden Empfang ergaben. Bei der Sonnenfinsternis am 29, Juni d. J. wird sowohl die B.B.C. als auch amerikanische Sendestationen besondere Sendungen veranstalten, um den Einfluß dieses Naturereignisses auf den Rundfunkempfang zu erforschen.

2

HEFT 17

BATTLER

JAHR 197

Die rechnerische Behandlung der Potentiometerschaltung

Von Woligang Kautter.

Was ein Potentiometer ist, dürfte allgemein bekannt sein: von einem Widerstand, der an einer Stromquelle liegt, die praktisch ohne inneren Widerstand ist, können Teile ab- gegriffen werden, an denen eine entsprechende Teilspan- nung liegt, Dies gilt aber streng nur im stromlosen Zu- stand und stimmt um so weniger, je mehr wir aus der Ab- zweigung Strom herauszunehmen suchen. Mit zunehmendem Strom sinkt nämlich die Spannung an der Verzweigung, ähnlich wie bei einer Dynamomaschine oder einem Element. Und doch wäre es manchmal wünschenswert, diesen allge- meinen Fall zu rechnen, um etwa eine solche Abzweigung so konstruieren zu können, daß man auch den gewünschten Strom herausbekommt. Diese allgemeine Durchrechnung ist aber sehr umständlich und muß für jeden Fall wieder- holt werden, so daß man keine Übersicht bekommt. Nun

I

Schaltung

legt aber die Tatsache, daß sich eine Abzweigung bei Be- lastung genau so verhält wie ein Element, d. В, einen Span- nungsabfall aufweist, der bei diesem durch den inneren Widerstand verursacht ist, die Vermutung nahe, daß sich vielleicht rechnerisch für die Abzweigung auch ein innerer Widerstand finden läßt, der diesen Spannungsabfall be- berrscht, Er wird selbstverständlich nur eine Rechengröße sein, die sich nicht irgendwo in der Schaltung suchen läßt, aber mit seiner Hilfe werden wir in der Lage sein, sämt- liche vorkommenden Verhältnisse bequem überblicken und rechnen zu können, Dieser nur gedachte innere Wider- stand hat aber natürlich nur einen Sinn, wenn er von der eingeschalteten Belastung unabhängig ist, wie ein richtiger Ohmscher Widerstand. Der Gedankengang der Ableitung ist nun folgender: Man denkt sich eine beliebige Belastung eingeschaltet und bestimmt dann den Gesamtwiderstand im Batteriekreis, daraus den Strom und schließlich den Teil- strom durch die Verzweigung und die Spannung an der Verzweigung. Da man die Spannung ап der unbelasteten Verzweigung kennt, ist der innere Widerstand in bekannter e—u

Weise gegeben durch Wi = Der Versuch ist ge-

glückt, wenn darin die Belastung w nicht mehr vorkommt, Der Gesamtwiderstand im .Batteriekreis (Bezeichnungen

nach der Abbildung) ist Ко--(ХУ/-Х/0) + y Мом Unter dem Einfluß der Spannung E stellt sich AA ein Strom I=

AANEREN. [F9 ein. MNA ns er Wo +w

Zwischen A und B verzweigt sich der Strom in zwei Teile, von denen einer durch die Abzweigung fließt. Nach Kirch-

hoff gilt für diese Teile A = —— oder durch korre- о.

spondierende Addition: Зен == т == ws Jetzt können wir den Strom in der Verzweigung angeben. Es ist:

i Wo .І-х Батыл А ДАРА.)

Wo + w we w Wo -- w

{I E-W, (9 E- Wo WEW (0) F Wow WW WEHWwW

Da der Widerstand der Abzweigung w ist, liegt zwischen AB eine Spannung

4 Е.М: ТАРУ WW Іп unbelastetem Zustand ist diese Spannung е-- Е. са der innere Widerstand ergibt sich daher zu Е. Wo E. Wo: Р оза. ОЕ ху vw. i E-W, А W (Wo + w) WA о? МА = WWW р, (1 Y Nun ist = das Abzweigverhältnis & und wir haben den

inneren Widerstand, der das ganze Verhalten beherrscht, gefunden zu Wi = №, :(1— 2). Mit ihm rechnet man, als ob man eine Stromquelle von der elektromotorischen Kraft

e=£-E und von diesem inneren Widerstand hätte, Man kann dann alles weitere angeben. Beispiel: Е = 200 V, W = 800, 2 = 2. dann ist е =

80 gE=50VundW = Sr (1--) -- 150, Bei einer Be- lastung mit 10 Ohm fließt in der Abzweigung ein Strom 50 i = A 15 210 2A. Der höchste Strom, den man

50

15” 33A.

der Abzweigung entnehmen kann, ist Imax =

Der neue Vorstand des Verbandes der Funk-Industrie. Dieser Tage fand die Mitgliederversammlung des Verbandes der Funk-Industrie E, У, statt. Der Konsolidierungsprozeß in der Funkindustrie hat weitere erhebliche Fortschritte ge- macht: die Zahl der Firmen, die Röhrenempfangsgeräte her- stellen, hat sich weiter wesentlich vermindert, während die Produktion im Jahre 1926 eine nicht unbeträchtliche Steige- rung erfahren konnte, Der neue Vorstand wurde wie: folgt zusammengesetzt: Vorsitzender: Wilcke (Ferd. Schuchhardt A.-G.), stellv. Vors. Dr. Seibt, Schatzmeister Schoenberg (Radiophon опро: Beisitzer: Bohl (С, J. Vogel, Draht- u. Kabelwerke A.-G.), Gottschalk (Aronwerke Elektrizitäts- Ges. m. b. H.), Lesser (Isaria-Zählerwerke A.-G.), Lootze, Mackenroth (Deutsche Telephonwerke u. Kabelindustrie A.-G.) und Uffel (Telefonfabrik A.-G, vorm. J. Berliner). Neben dem Vorstand wurde eine technische Kom- mission bestellt: Dr. Seibt, Vors., Falkenthal, stellv. Vors., Beisitzer Gottschalk, Dr, Lertes, Lehninger, Milde und Röver. Privatdozent Dr. Walter Burstyn, der Jahre hindurch den Verband der Funk-Industrie als Vor- sitzender geleitet hat und dem der wärmste Dank der Mit- gliederversammlung für seine selbstlose Tätigkeit zum Aus- druck gebracht wurde, wird auch in Zukunft mit der Leitung der technischen und patentrechtlichen Arbeiten des Ver- bandes der Funk-Industrie betraut werden.

260

JAHR 1927

HEFT 17

Preisgekrönte Sende-Empfangsgeräte

Ein Bastler-Wettbewerb der Rundfunkgruppe des Telefunkenkonzerns.

Von

Dr. W. Heinze.

Mit der Aufgabe für diesen Wettbewerb ist die Rund- funkgruppe des Telefunkenkonzerns zum ersten Male über den Rahmen des Gewöhnlichen hinausgegangen. Alle bisher veröffentlichten Preisausschreiben und Wettbewerbe be-

Abb. 1a. Links der Sender (großer Drehknopf: Sender-

abstimmung) ; rechts der Empfänger mit dem Abstimmungs-

kondensator, Links daneben die Rückkopplung, darüber die Antennenkopplung.

schränkten sich auf den Bau von Rundfunkempfängern, wobei in Anlehnung an die Bedingungen der Heinrich-Hertz- Gesellschaft die Zahl der Röhren usw. dem freien Ermessen des Bastlers anheimgestellt blieb. Die Hoffnung, auf diese Weise die Entwicklung des Empfängerbaues in irgendeiner Weise beeinflussen zu können, hat sich bisher leider nicht erfüllt, vielmehr hat die Erfahrung gezeigt, daß die Teil- nehmer sich fast stets darauf beschränkt haben, altbekannte Apparate nachzubauen ohne dabei sowohl in bezug auf Leistung als in bezug auf die Anordnung irgend etwas Neues zu bringen. Die К. С, Т, hat aus dieser Erfahrung gelernt und statt dessen eine engumgrenzte bisher noch nicht ge- löste Aufgabe gestellt. Sie bestand in der Schaffung eines

Abb. 1b. Links der Empfänger, rechts der Sender.

der Batterie die erste Spulenanordnung rechts: Veränder-

liche Rückkopplung zur Konstanthaltung des Schwing-

kreisstromes. Ganz rechts die beiden Klemmen: Antennen- kopplung.

Von

gemeinsamen aus Sender und Empfänger bestehenden Ge- rätes, Für lange Wellen ist. die Lösung dieser Aufgabe be- kannt, es handelte sich also im vorliegenden Falle um die Schaffung eines solchen Gerätes auch für kurze Wellen, und zwar war als Wellenbereich ein solcher von 40 bis 50 m kontinuierlich festgesetzt worden, Außerdem war die Größe

des Gerätes beschränkt auf einen Umfang von 30 X 50 x 20 Zentimeter,

Durch die Vorschrift, daß. als Röhren RE 79 und КЕ 89 verwendet werden mußten und durch die Beschränkung der Röhrenzahl auf vier, war die erzielbare Sendeleistung natür- lich sehr klein, zumal eine Anodenspannung von 100 Volt nicht

Abb. 2a. Links der Empfänger, rechts der Sender. Erster

Drehknopf (unten): Rückkopplung; zweiter: Empfänger-

abstimmung; dritter (großer): Senderabstimmung. Ganz rechts unten die Sendetaste.

überschritten werden durfte, Freigestellt blieb den Be- werbern die Schaltung des Gerätes und die Anordnung der Einzelteile. Um die erzielten Leistungen voll zu würdigen muß man berücksichtigen, daß die zur Verfügung gestellte Zeit verhältnismäßig kurz war und daß die Aufgabe ein Ein- fühlen in das dem Bastler im allgemeinen ferner liegende. Gebiet der kurzen Wellen und insbesondere das des Sender- baues erforderte. Um so erfreulicher war es, daß immerhin elf Geräte zur Prüfung eingingen,

Abb. 2b. Links der Sender, rechts der Empfänger; ganz vorn in der Mitte: Umschalter für Senden auf Empfang.

Die Schaltungen zeigten im allgemeinen mit zwei Aus- nahmen nichts Besonderes. Іт Empfänger hatte sich die überwiegende Mehrzahl der Bewerber für das einfache Audion mit kapazitiver Rückkopplung nach Leithäuser ent- schieden, drei verwendeten das Audion mit der gewöhnlichen induktiven Rückkopplung, und nur einer hatte sich zur An- wendung von einer Stufe Hochfrequenz entschlossen. War hierbei das Bild also ziemlich einheitlich, so änderte es sich

261

HERFT)17

in bezug auf die Senderschaltung. Hier waren so ziemlich alle Arten vertreten, angefangen von der induktiv-aperio- dischen Schaltung bis zur Rückkopplung durch die Anoden- . gitterkapazität, Die Hälfte aller Bewerber verwendete dabei zwei Röhren im Gegentakt, die andere Hälfte schaltete zwei Röhren parallel. Als Besonderheit fiel eine Schaltung auf, die mit einem fremderregten Sender arbeitete, und zwar war sowohl der Haupt- wie auch der Steuersender in Gegen- taktschaltung ausgeführt. In Anbetracht der Schwierig- keiten, die der Bau eines fremdgesteuerten Senders für kurze Wellen mit sich bringt, waren die Leistungen des Gerätes sehr gut, Durch zweckmäßigere Verteilung auf den zur ' Verfügung gestellten Raum hätte sich jedoch sicher eine beträchtliche Energievermehrung erzielen lassen.

Die weitaus besten Ergebnisse, die die aller übrigen ein- gesandten Geräte weit in den Schatten stellten, ergab das in den Abb, 1a und 1b in der Vorder- und in der Rückansicht abgebildete Gerät, dem deshalb auch der erste Preis zu- erkannt wurde. Der Empfänger, der sich auf der rechten Seite des Gehäuses befindet, besteht aus einem Audion mit der gewöhnlichen induktiven Rückkopplung und nach- folgender Niederfrequenzverstärkung. Die Antenne ist nicht abgestimmt und veränderlich mit dem Gitterkreis koppelbar. Der Sender, der die linke Seite des Kastens einnimmt, ver- wendet zwei parallel geschaltete Röhren in induktiv-aperio- discher Rückkopplung, 4. h. zur Zuführung der Gitter- spannung ist nur eine induktiv gekoppelte Spule vorhanden, deren Eigenwelle zusammen mit der Gitter-Kathodenkapazi- tät stets kleiner sein muß als die kürzeste Betriebswelle. Der bei dieser Schaltung auftretende "Übelstand, daß bei konstant gehaltener Rückkopplung der Strom im Schwing- kreis nicht konstant bleibt wenn die Wellenlänge geändert wird, hat den Erbauer veranlaßt, nach einer Abhilfe zu suchen. Die Lösung besteht darin, daß die Rückkopplung zwangläufig mit der Kondensatorstellung veränderlich ge- macht wird. Zu diesem Zwecke ist die Gitterspule als Vario- meter ausgebildet, dessen drehbarer Teil mit der ver- längerten Kondensatorachse verbunden ist, so daß also durch die Drehung des Anodenkondensators zwangläufig eine Änderung der Rückkopplung innerhalb gewisser Grenzen herbeigeführt, und auf diese Weise der Strom im Schwing-

Abb. 3a.

Drehknopf:

taste, die Empfängerabstimmung, der Umschalter Senden— Empfang, und der Drehknopf für die Rückkopplung.

Links der Sender, rechts der Empfänger. Erster Senderabstimmung; dann folgt die Sende-

kreis konstant gehalten wird. Der feste Teil des Vario- meters bleibt stets fest mit der Anodenspule gekoppelt. Um Antennen verschiedener Länge verwenden zu können, ist die Antenne in zwei Stufen ankoppelbar. Gesendet wird durch Verstimmung, indem durch das Drücken der Taste ein Wider- stand kurzgeschlossen und durch die auftretende Belastungs- änderung eine Frequenzänderung herbeigeführt wird. Dieses

FUNN BASTLER

JAHR 1927

Verfahren wird im allgemeinen: allerdings nur bei größeren Sendern angewandt, hier soll es eine Tonänderung infolge des Tastens verhindern. Alles in allem erweist sich das Gerät als mit außerordentlicher Sorgfalt durchkonstruiert und ausprobiert.

Abb. 3b. Links der Empfänger, rechts der Sender.

Das mit dem zweiten Preis bedachte Gerät ist in den Abb. 2a und 2b dargestellt. Es verwendet im Empfänger die ‚Leithäuser-Schaltung mit nicht abgestimmter Antenne und im Sender die Dreipunktschaltung mit zwei Röhren in Gegentakt. Auch die mit diesem Gerät erzielbaren Lei- stungen waren als gut zu bezeichnen. Der Konstrukteur hat versucht, das Umschalten von Sender auf Empfang in der kleinstmöglichen Zeit auszuführen, indem er das Umschalten durch die Antennenkopplungsvorrichtung in der Weise be- sorgen ließ, daß bei Kopplung der Antennenspule mit dem Empfangskreis die Senderheizung aus- und die Empfänger- heizung selbsttätig eingeschaltet wurde und umgekehrt bei Kopplung der Antennenspule mit dem Sendekreis, Die Kon- struktion dieses Umschalters ist aus der Abb, 2b ersichtlich.

Das in den Abb, За und ЗЬ wiedergegebene Gerät, das den dritten Preis erhielt, verwendet ebenfalls im Emp-

fänger die Leithäuser-Schaltung mit kapazitiver Rückkopp- .

lung und im Sender die aperiodisch-induktive Rückkopplung mit zwei Röhren in Gegentaktschaltung. Seine Leistungen waren mit denen des zweiten etwa gleichwertig, die Be- dingungen insofern jedoch nicht ganz erfüllt, als der Wellen- bereich einige Meter zu tief lag. Besonderheiten sind an dem Gerät nicht weiter festzustellen. Nur seine außer- ordentlich saubere mechanische Ausführung ist RER wert,

Es ist vielleicht kein Zufall, daß die besten Geräte das Sendegerät von dem Empfangsgerät getrennt aufwiesen, daß dagegen alle die Geräte, die dieselben Röhren als Sender und Empfänger gleichzeitig benutzten, wesentlich schlechtere Ergebnisse erzielten. Die Umschalter, die in letzterem Falle angebracht werden müssen, wirken in den meisten Fällen als kapazitive Nebenschlüsse und machen dadurch die ganze Wirksamkeit zunichte. Bei einigen Geräten war auch z. B. die Taste direkt in die Gitterleitung gelegt, die Erbauer waren sich wohl nicht ganz klar darüber, welche große Erd- kapazität dadurch hineinkam, in einigen Fällen konnte in- folgedessen der Sender kaum zum. Schwingen gebracht werden,

Im allgemeinen ließ sich feststellen, daß die Bewerber sich mit außerordentlich viel Liebe zur Sache (die mechanische Ausführung ließ bei keinem der Geräte etwas zu wünschen übrig) und teilweise mit sehr großem Verständnis in die ge- stellte Aufgabe vertieft hatten.

Möge das Beispiel der R.G.T. auch andere Gruppen und

‚Vereine 'anreizen,. die- bisher übliche Methode der Wett-

bewerbe zu verlassen und ihren Mitgliedern neue Wege zu

weisen, damit auf diese‘ Weise das Interesse wachgehalten

und neues geweckt wird,

262

ШИКАСТИ ze

it

ai

JAHR 1927

Ein besonders kleiner

BAFTLER

-

ПЕТТ

Ultradyne-Empfänger

Unter Verwendung von Eisenkern-Zwischenfrequenztransformatoren. Von

E. Scheiiiler.

Um ein eigenes Urteil über die in Amerika und England sehr beliebten Eisenkern-Zwischenfrequenztransformatoren (vgl. Aufsatz des Verf. in Heft 27 des „Funk“, Jahr 1926) zu gewinnen, beschloß ich vor einiger Zeit, einen derartigen Empfänger zu bauen, dessen Schaltung und Bauplan im fol- genden ausführlich beschrieben werden soll.

Unter Benutzung aller in der Zwischenzeit durch die Praxis erworbenen Erfahrungen gelang es mir, ein Gerät zu

ox

15 ЫЫ OR =

Die Anordnung der Einzelteile. Da ich von dem Gedanken ausging, einen tragbaren Emp- fänger zu bauen und für diesen Zweck einen kleinen Kasten

Zentimeter, konnten natürlich nicht sämtliche Drehknöpfe an der Frontplatte angebracht werden, Nach reiflicher Überlegung wurde die aus dem Bauplan ersichtliche Auf- stellung gewählt, bei der nur die Drehkondensatoren für

| amerikanischer Bauart wählte von der Größe 40 X 20x 19

5

хар,

RAN GO) ТАНИР EEE

сур.

bauen, das sich durch sehr geringen Raumbedarf und vor allem durch vorzügliche Selektivität auszeichnet und in mehrfacher Hinsicht von der üblichen auch bei meinem ersten Ultradyne verwendeten Schaltung abweicht.

Ab, 1 zeigt das theoretische Schaltbild, als dessen wesent- lichsten Merkmale die Benutzung einer veränderlichen Корр: lung der Oszillatorspulen L, und L, sowie Verwendung von drei besonderen Drehwiderständen R, R,, R, in den Gitter- zuleitungen der Zwischenfreguenzröhren Außer dem üblichen Potentiometer P hervorzuheben wäre. Die Fortführung der seinerzeit in Heft 38 des „Funk“ beschriebenen Untersuchun- gen des Zwischenfrequenzteiles von Überlagerungsempfän- gern bestätigte immer wieder die damals geäußerte Behaup- tung, daß es in erster Linie notwendig sei, gerade diesem Teil erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. So entstand all- mählich die jetzige Anordnung, bei der die Gitterspannun- gen der Zwischenfrequenzröhren durch das gemeinsame Po- tentiometer P und weiter durch die einzelnen Drehwider- stände besonders fein eingestellt werden können,

Für den Anschluß der Batterien sind sieben Klemmen vor- gesehen mit folgender Bedeutung: 1 = Minuspol der Gitter- batterie für die Niederfrequenzstufe, 2-- Pluspol der Gitter- batterie und gleichzeitig Minuspol der Heizbatterie, 3 Plus- pol der Heizbatterie und gleichzeitig Minuspol der Anoden- batterie, 4— Pluspol der Anodenspannung für die zweite bis fünfte Röhre, 5=Pluspol der Anodenspannung für die siebente Röhre, 6—Pluspol der Anodenspannung für die Audionröhre,

Wird die Klemme 7 durch einen Kurzschlußstecker mit 6 verbunden, so erhalten die Röhren 2 bis 6 mittels eines Fünf- fachsteckers die, gleiche Anodenspannung, aber es kann auch nach Entfernung des Kurzschlußsteckers durch eine beson- dere Leitung von Klemme 6 zur Anodenbatterie dem Audion eine niedrigere Anodenspannung gegeben ‘werden, falls es sich für die betreffende Röhre als vorteilhaft erweist.

Se D4

Abb. 1.

Rahmenkreis, Oszillator und Primärseite des Filters (C,), Drehknopf der Oszillatorkopplung (D), Potentiometer (P) und Gitterdrehwiderstände (R), sowie die Telefonklemmen und ein gemeinsamer Heizwiderstand H von 15 Ohm an der Frontplatte angebracht sind. Trotz aller Bemühungen ge- lang es nicht, die Oszillatorspulen im Innern des Gerätes an- zuordnen, sondern nur den dafür bestimmten Zweifach- spulenhalter, so daß also beim Gebrauch des Empfängers

“АҺ. 2.

der Deckel geöffnet bleiben muß, was insofern belanglos ist, als ein Öffnen sowieso erforderlich ist zur Einstellung der Transformator-Kondensatoren und Einzelheizwiderstände. Daher wurden auch die Anschlußklemmen K für den Rahmen nach innen verlegt.

Die anderen Einzelteile sind auf drei besondere, von je zwei Stützen getragene Holzleisten untergebracht; die auf · dem Grundbrett aufgeschraubt sind, und die Anschlußklem- | men für die Batterien befinden sich auf einer Hartgummi-

ı leiste, die an der hinteren Kante des Grundbrettes.: be- | festigt ist. .

263

HEFT 17

Abb. 2 zeigt den Innenbau ohne Einzelteile, Die erste im Abstande 3,5 ст von der Frontplatte geführte Leiste von der Größe 38 < 4cm trägt die vier Zwischenfrequenztransfor- matoren, Spulenhalter und Blockkondensator des Oszillators, Die Leiste wird von zwei 9,5cm langen Stützen gehalten, von denen die eine ungefähr in der Mitte angesetzt werden

|

JAHR 1927

Parallelblockkondensator C, und weiter der nahe der Front- platte gezeichnete Niederfrequenztransformator N.T. in Wirklichkeit unterhalb der ersten und zweiten Leiste auf dem Grundbrett befestigt sind.

Es bleibe nicht unerwähnt, daß die Befestigung der Ver- bindungsdrähte bei einem derartig gedrängten Aufbau ge-

о !o!o: O

ORE SA R IEA es EHEN Ис гечи. ааа отсто, ачаб

mußte, um Platz für die beiden Drehkondensatoren zu ge- winnen. Die zweite Leiste von 38X З ст ruht auf zwei 6,5 cm hohen Stützen und ist zur Aufnahme der Röhrensockel bestimmt. Die dritte Leiste von 28 Х 2cm Größe besteht aus Trolit und besitzt zwei 12cm hohe Stützen. Auf ihr sind die sieben Heizwiderstände befestigt und an der einen Stütze der Blockkondensator C,.

Aus Abb, 2 und dem in Abb. 3 gezeigten Bauplan sind An- ordnung der Einzelteile und Leitungsführung ohne weiteres ersichtlich; jedoch sei hinzugefügt, daß der im Innern des sechsten Röhrensockels angedeutete Gitterwiderstand mit

|

wisse Schwierigkeiten bereitet, da z.B. nach dem Fest- schrauben der ersten Leiste nicht mehr alle Klemmen an der Vorderplatte zugänglich sind und daher an diesen die Drähte vorher angeschraubt werden müssen,

Das fertige Gerät zeigen Abb. 4 und Abb, 5.

Die Heizwiderstände,

Die Leistung des Ultradyne-Empfängers ist in hohem Maße von der Einstellung der Heizung der einzelnen Röhren ab- hängig, so daß eine Benutzung von nur zwei oder drei Wider- ständen völlig verfehlt ist. Auf der anderen Seite ist natür-

264

нынан аны ауы

JAHR 1927

lich das Wiedereinstellen der günstigsten Werte von sieben Heizwiderständen sehr zeitraubend und gelingt längst nicht immer, Daher ist außer den sieben Einzelwiderständen die

HEFT.17

denken dürfen die Transformatoren ganz dicht nebenein- ander aufgestellt werden, weil keine gegenseitige störende Beeinflussung eintritt, Bei den ersten Empfangsversuchen

nur einmal sorgfältig eingestellt und später nur gelegentlich | zeigte aber der Kondensator C, eine wenig angenehme Hand-

Abb, 4.

ganz wenig nachreguliert werden, ein gemeinsamer Heiz- widerstand H vorgesehen, der nur zum Ein- und Ausschalten

dient und eine Überlastung der Röhren beim Einschalten verhindert,

Potentiometer und Gitterdrehwiderstände des Zwischen- irequenzteiles.

Als Ergänzung zu dem bereits im vorhergehenden über diesen Punkt Gesagten möchte ich erwähnen, daß ich auch in meinem ersten Ultradyne derartige Drehwiderstände ein- gebaut und außerdem jedem Widerstand und dem Potentio- meter Blockkondensatoren von etwa 3000cm Kapazität parallel geschaltet habe. Die drei Widerstände dienen dazu, um gegebenenfalls vorhandene Verschiedenheiten der zugehöri- gen Röhren auszugleichen; sie brauchen nur einmal ein- gestellt und später höchstens gelegentlich ein klein wenig verändert zu werden, wenn 2, В, der Empfang irgendeines Senders rauh oder verzerrt erscheint, Bei ganz gleichartigen Röhren sind die Drehwiderstände natürlich überflüssig, in der Mehrzahl der Fälle jedoch recht brauchbar und zuweilen unentbehrlich, so daß ich nicht mehr ohne sie arbeiten möchte,

Zwischenirequenztransiormatoren mit Eisenkern.

Ein Satz besteht aus drei Eisenkerntransformatoren und dem kein Eisen enthaltenden Filter, die sämtlich auf der Sekundärseite mit Hilfe kleiner Drehkondensatoren abge- stimmt werden, Soll ein derartiger Satz für die Ultradyne- schaltung benutzt werden, so muß auf jeden Fall der Primär- seite des Filters ein Kondensator parallel geschaltet werden. Die Herstellerfirma empfiehlt für diesen Zweck, einen Block- kondensator von 500 bis 1000cm zu wählen, während ich selbst auf Grund früherer Erfahrungen mich auch für den Drehkondensator entschieden habe (С. = 600 ст). Ohne Be-

empfindlichkeit. Da diese sich durch Umtauschen der Kon- densatorzuleitungen nicht beseitigen ließ, habe ich die sonst nicht abgeschirmte Frontplatte an dieser Stelle mit Stanniol beklebt, ohne hierdurch die Handempfindlichkeit restlos auf-

Abb, 5,

heben zu können. Nach einer ersten vorbereitenden Ein- stellung der Transformator-Kondensatoren, etwa beim Emp- fang des Ortssenders, muß die genaue Abstimmung beim Empfang eines fernen Senders mit großer Sorgfalt vorgenom-

265

НЕЕТ.17

men werden. Die Einstellungen sind ziemlich kritisch zu nennen und nach meinen Erfahrungen nicht völlig gleich für alle Wellenlängen, wie ich auch hier betonen möchte im

. Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht, ‘daß eine ein-

malige genaue Einstellung der Kondensatoren für immer genüge, 5 Der Oszillator.

Übereinstimmend ergaben Empfangsversuche mit beiden Geräten, daß die Kopplung der Oszillatorspulen L, und L, einen wesentlichen Einfluß auf Lautstärke und Klarheit der Wiedergabe ausübte. Es zeigte sich, daß eine feste Kopp- lung für die längeren Wellen des betreffenden Bereiches, da- gegen für die kürzeren Wellen eine losere Kopplung günstig ist, und daß der Empfang von schwächeren oder sehr fer- nen Sendern in der Regel sogar nur bei einer ganz bestimm- ten Kopplung gelingt. Daher habe ich in beide Geräte Zweifachspulenhalter eingebaut, die eine gute Einstellung der Kopplung der auswechselbaren, selbstgefertigten Ledion- spulen gestatten.

Für den Wellenbereich von 200 bis 450 m werden benutzt: L, = 32 Windungen und L, = 56 Windungen, und für größere Wellen von etwa 300 bis 700 m die Spulen L, = 56 Windun- gen und І, = 76 Windungen. Der Drehkondensator des Oszillators wie auch der des Rahmenkreises besitzt 500 cm Kapazität und ist mit einem Feineinstellknopf (Mikrojust) versehen.

Die Niederirequenzverstärkung.

Soll der Ultradyne mit einer einzigen Anodenbatterie be- trieben werden, so ist die Verwendung von zwei Stufen Niederfrequenzverstärkung wenig zu, empfehlen, weil dann leicht Pfeiftöne auftreten. Im übrigen ist eine Stufe Nieder- frequenz für Lautsprecherempfang in einem großen Zimmer völlig ausreichend. Beim Empfange ohne Niederfrequenz- verstärkung wird der Kopfhörer an die beiden oberen neben- einander liegenden Klemmen angeschlossen, während der Lautsprecher beim Gebrauch von sieben Röhren mit den unteren nebeneinander liegenden Klemmen verbunden wird (vgl. die sieben Klemmen oberhalb der Audionröhre in Abb. 1). Von den mittleren drei senkrecht übereinander lie- genden Klemmen ist beim Gebrauch von sechs Röhren die mittelste mit der oberen, und bei sieben Röhren mit der un- teren durch. einen Kurzschlußstecker verbunden, was in Abb. 1 durch eine ausgezogene und eine punktierte kleine Linie angedeutet ist,

Die Röhren.

In langem Gebrauch haben sich aufs beste bewährt: für den Modulator (erste Röhre) Telef. RE 144 (od. R E 064); für den Oszillator (zweite Röhre) Telef. R E 064 (od. RE 144); für Zwischenfrequenzverstärkung Telef. RE 144 für das Audion (sechste Röhre) Telef, R E 064 für Niederfrequenzverstärkung Telef. RE 154

Bedienung und Leistungsfähigkeit,

Das höchste Ideal eines Rundfunk-Fernempfängers ist zweifellos ein möglichst leicht zu bedienendes Gerät, etwa mit einem einzigen Abstimmknopf; jedoch dürfte dieses End- ziel wohl niemals erreicht werden. Die zur Zeit bekannten Schaltungen lassen sich in zwei Gruppen teilen, in solche mit einfacher Bedienung und verhältnismäßig geringer Leistungsfähigkeit und solche ‘mit schwieriger Bedienung aber hoher Empfindlichkeit und Selektivität. Also gilt es für den Bastler, sich bei der Auswahl der Schaltung für das eine oder andere zu entscheiden oder mindestens ein Kom- promiß zwischen Leistungsfähigkeit und Bedienungsschwie-

‚rigkeit zu suchen.

Trotz mancher gegenteiligen Versicherungen halte ich den Ultradyne nach wie vor für einen nicht leicht zu handhaben- den Empfänger, aber auf der anderen Seite für den weitaus leistungsfähigsten. Urteile ich nach mir selbst, so bin ich geneigt anzunehmen, daß jeder wirkliche Bastler Schwierig-

. keiten der Bedienung nicht scheut; denn der besondere Reiz

des Fernempfanges liegt letzten Endes doch gerade in seiner

JAHR 1927

Schwierigkeit, die allerdings manchmal dem Besitzer des Empfängers arge Enttäuschungen bereiten kann, Auch dann läßt der eigentliche Bastler den Mut nicht sinken und er- reicht bald darauf neue Höchstleistungen. So hörte ich selbst am 6, Februar, abends 11.45 Uhr, voll Freude mit dem hier beschriebenen Ultradyne und Rahmenantenne im Laut- sprecher klar und deutlich den etwa 850 km entfernten Rund- funksender Agram von nur 0,35 kW, was ich auf Wunsch des Sprechers am gleichen Abend dem Sender schriftlich ge- meldet habe. Als Beweis der ausgezeichneten Selektivität sei nur erwähnt, daß ich in einem Abstand von 2,5 bis 3km vom Witzlebener Sender ungestört Langenberg hören kann,

Liste der verwendeten wichtigsten Einzelteile.

* 1. Frontplatte Trolit, 40 x 20 X 0,5 cm;

2. 1 Rahmenkondensator, Frequenzkondensator (500 cm) und 1 Oszillatorkondensator (500 ст), beide mit Fein- einstellung;

3. 1 Satz Zwischenfrequenztransformatoren (Radix) (1 Fil-

ter und 3 Eisentransformatoren);

7 Heizwiderstände von je 15 Ohm mit Feineinstellung; 4 körperlose Potentiometer von je 400 Ohm;

1 Niederfrequenztransformator 1:4;

3 Blockkondensatoren (С. 1000 ст, C, = 300 сш, С, = 3000 cm);

1 Hochohmwiderstand von 3 Megohm.

TAN

9

Darf der Bastler patentierte Schaltungen nachbauen?

' Die neue Patentgesetzgebung.

Die Telefunken Gesellschaft für drahtlose Tele- pr hie m. b. H. bittet uns um Aufnahme folgender eilen.

„Anläßlich der bevorstehenden Abänderung des Patent- gesetzes sind von berufener Seite Vorschläge gemacht worden, die auf eine Ausdehnung des gewerblichen Rechts- schutzes, im besonderen Hinblick auf die drahtlosen Patente, hinzielen. Im Anschluß hieran sind іп der Fachpresse Be- fürchtungen laut geworden, daß die Durchführung dieser Be- stimmungen dazu führen müsse, die Basteltätigkeit lahmzu- legen. Die unseres Erachtens akademisch-juristischen Er- örterungen geben uns Anlaß zu folgender Klarstellung:

Wir sehen nach wie vor die Bastelbewegungals wichtiges Glied des Rundfunks an. Sie ist ge- eignet, das allgemeine technische Verständnis zu heben, den Rundfunk zu popularisieren und für die Weiterentwicklung wichtige Anregungen zu geben. Aus diesem Grunde wird von uns alles getan werden, um die Bastelbewegung zu fördern. Hingegen müssen wir uns gegen die Aus- wüchse des Bastelwesens wenden, die wir in der gewerbsmäßigen Herstellung von Apparaten durch Bastler erblicken, wie wir das schon bisher in der Verteidigung unseres guten Rechts getan haben. Jeder Bastler, der für seinen persönlichen Gebrauch einen Empfangsapparat bastelt, ist unser Freund, und wenn er beim Basteln daran denkt, daß er von den mit Aufwand ganz außerordentlicher Mühen und Kosten geschaffenen Patenten der Telefunken- Gesellschaft Gebrauch macht, so sind wir zufrieden.”

*

Ein Großrundiunksender auch in Ungarn. Die ungarische Postverwaltung hat bei. der Telefunken-Gesellschaft in Berlin einen Großrundfunksender in Auftrag gegeben, der bei Budapest Aufstellung finden soll. Die Bestellung wurde nach scharfem Konkurrenzkampf zwischen Telefunken, Marconi und der Ujpester Glühlampen-Fabrik, die mit der Western-Electric-Co, in Verbindung steht, an die deutsche Gesellschaft erteilt. Dieser Erfolg ist nicht zum wenigsten auf das in ganz Europa anerkannte Arbeiten des Rheinland- senders zurückzuführen, der bekanntlich im Auftrage der Deutschen Reichspost уоп. der Telefunken-Gesellschaft bei Langenberg erbaut wurde,

2665 5

guu JAHR 1927 BASTLER HEFT 17 Frequenzabhängigkeiten bei Widerstandsverstärkern

Von Manfred von Ardenne.

die bei verschiedener Dimensionierung vorhandenen Fre- quenzabhängigkeitskurven gemessen werden. Besonders wichtig sind Messungen an Mehrfachverstärkern, weil bei ihrer Berechnung die durch nicht richtige Konstanten be- dingte Ungenauigkeit natürlich noch wesentlich größer als bei Verstärkern mit einer Spannungsverstärkerstufe ist. Im folgenden sollen im Laboratorium des Verfassers an Widerstandsverstärkern mit zwei Spannungsver-

Die Theorie der Widerstandsverstärker ist heute durch eine Reihe von Arbeiten!) wohl insofern als geklärt anzu- sehen, als kaum noch Meinungsverschiedenheiten über ihre Berechnung bestehen. Wenn heute die Ansichten der Ver- fasser über die Dimensionierung der einzelnen Größen noch nicht übereinstimmen?), so ist dies einerseits darauf zurück- zuführen, daß der Rechnung verschiedene Konstanten, die mehr oder weniger mit der Praxis übereinstimmen, zugrunde

Widerstandsrerstärter mal Зои јет und norm Aufbau.

аа HHHH аа TER,

BREITE LIE үлан BE PET ГЕНІ N RN Ag: 55,0% Orr

Versiarkungsgrao!

D=32% l Cg= 00 с??. :07-0%0»» [430 с» Жа«300% Ohm

gelegt, werden, andererseits darauf, daß die Ansichten über | stärkerstufen vorgenommene Messungen?) wiedergegeben

die zulässige Frequenzabhängigkeit etwas voneinander ab- | und besprochen werden. weichen, Die bei der theoretischen Behandlung zwangläufig Frequenzabhängigkeiten bei Widerstandsverstärkern sind bestehenden Schwierigkeiten, die richtigen Werte für die | darauf zurückzuführen, daß die Kopplung über rein verschiedenen Größen zu finden, lassen sich vermeiden, wenn | Ohmsche Widerstände nicht ideal durchführbar ist. Wie bekannt, besitzen schon die Kapazitäten, die durch die 1) W. Loest: „Arbeitscharakteristik und Verstärkungsgrad | Röhrenelektroden selbst gebildet werden, und die Kapazi- widerstandsgekoppelter Eingitterröhren“, „Radio-Amateur“, | täten der notwendigen Verbindungsleitungen bei den an der |

Jahr 1926, Heft 19 und 20; Е. Hiecke: „Die Widerstands- | oberen Grenze des Hörbereiches liegenden Frequenzen

verstärkung“, „Elektrotechnik und Maschinenbau“, Jahr 1926, Я В DR ? Heft 36; A. Forstmann: „Über die Verstärkung von im Hör- | einen bestimmten Scheinwiderstand, der nicht mehr ver-

bereich liegenden Schwingungen mit Widerstandsverstärkern“, | nachlässigt werden darf, wenn Ohmsche Widerstände in der Jahrbuch 1926, B. 28, 5; F. Mayer: „Verzerrungsfreie | Größenordnung von 1000000 Ohm als Anodenwiderstände

H. Widerstandsverstärker‘“, Е. Т. Z. 1927, Н. 1; Н. Kafka: „Ein А А ; 3 ` Beitrag zur Theorie der Niederfrequenzverstärkung mit Wider- benutzt werden. Die Durchführung einer reinen Wider-

гараве врвна Jahrbuch 1927, В. 29, Н. 2; М. v. Ardenne | standskopplung bietet aber auch bei niedrigeren Frequenzen und Н. Heinert: „Über Widerstandsverstärker“, Jahrbuch | gewisse Schwierigkeiten. Wenn man den Spannungsabfall чна. ы; кы. замо то LTE an einem im Anodenkreis der Röhre liegenden Ohmschen

4 PP A Widerstand direkt auf das Gitter einer folgenden Röhre

unter besonderer Berücksichtigung der Verzerrungen“, E. T. N еі 1997, Н.1. übertragen würde, so wäre шап gezwungen, für jede Ver-

2) Die heute von den verschiedenen Autoren für günstig | ----:-::--:

ehaltenen Abmessungen stimmen insofern überein, als bei. 2) Die Meßmethode ist beschrieben in der Arbeit: М. v. Ar- ‚erwendung normaler Anodenspannungen Röhren unter 8v.H. | denne: „Zur Messung der Spannungsverstärkung bei Nieder- Durchgriff und Anodenwiderstände von über 400 000 Ohm be- frequenzverstärkern“. Elektrotechnik und Maschinenbau nutzt werden. | | Wien 1927, März, Heft 10.

267

HEFT 17

stärkerstufe entweder eine besondere Anodenstromquelle oder eine besondere Heizbatterie zu benutzen. Außerdem “bestände die Notwendigkeit, den Gleichspannungsabfall an den Anodenwiderständen durch besondere Batterien genau zu kompensieren, um die Gitter der folgenden Verstärker- röhren ausreichend negativ gegen die Kathode aufzuladen. Die reine Widerstandskopplung besitzt, abgesehen von der erwähnten Notwendigkeit, mehrere Heiz- und Anoden- batterien zu benutzen, noch verschiedene Nachteile: die schädlichen Kapazitäten sind größer als bei normalen Ver- stärkerschaltungen und die Einstellung der richtigen Arbeits- punkte bereitet besonders bei Verwendung mehrerer Stufen außerordentliche Schwierigkeiten.

Um überhaupt die Einstellung des richtigen Arbeits- punktes zu ermöglichen, muß außerdem eine schwer erreich- bare Konstanz der Spannung bei den benutzten Strom- quellen vorhanden sein. Alle diese Nachteile sind als Gründe dafür anzusehen, daß die reine Widerstandskopplung

Volt Scheitels

annung

2=32%

Ri507°%°Obm /а“30%0 Ohm Ag = 80-10°0hm

in der Verstärkertechnik eine unbedeutende Rolle spielt, Diese Nachteile können dadurch völlig vermieden werden, daß nur die Spannungsschwankungen an dem Anodenwiderstand über einen hinreichend großen Konden- sator auf das Gitter einer folgenden Röhre übertragen werden. Diese Anordnung ist die bekannte Wider- stands-Kapazitätskopplung. Um dem Gitter der nächsten Röhre eine bestimmte negative Spannung erteilen zu kön- nen, ist bei dieser Kopplungsart noch ein zweiter Wider- stand, der „Gitterableitwiderstand”, notwendig. Dieser Widerstand muß sehr klein gegenüber dem Isolationswider- stand des Kopplungskondensators und der Schaltung und klein gegenüber dem durch die Gitterströme entstehenden „Belastungswiderstand der Röhre sein. Der Isolations- widerstand guter Übertragungskondensatoren liegt in der Größenordnung von 1000 Megohm. Der innere Gitterwider- stand der Röhre ist, wenn eine Gittervorspannung von 15 bis 2 Volt benutzt wird, in der Regel größer als 100 Megohm, so daß Gitterableitwiderstände von 5 bis 15 Megohm verwendet werden können, ohne daß bei dem be- treffenden Verstärker Unregelmäßigkeiten zu befürchten sind. Wenn Gitterableitwiderstände von 8 bis 10 Megohm benutzt werden, gelangt auch noch bei Schwingungen, die an der untersten Grenze der Hörbarkeit des menschlichen Ohres liegen, fast die volle Anodenwechselspannung der ersten Röhre an das Gitter der folgenden Röhre

DB И 7

JAHR 1927

bei Kopplungskondensatoren von 1000 cm Kapazität. Diese. Angabe wird bestätigt durch die Messung (Kurve 1 in Abb. 1) Ше an einem Dreifach- Widerstands- verstärker in der bekannten Schaltung vorgenommen wurde, Bei Frequenzen von 20 Hertz, die nur bei den tiefsten Orgeltönen vorkommen, geht Ше Gesamt- verstärkung noch nicht auf die Hälfte der Ver- stärkungimmittlerenHörbereich zurück, Durch Verwendung noch größerer Übertragungskondensatoren ist es leicht möglich, auch die sehr tiefen Töne noch etwas besser zu übertragen. Diese Maßnahme hat jedoch einen Nachteil: wenn man, um eine völlige Frequenzunabhängig- keit im unteren Hörbereich zu erzielen, bei den gegebenen Ableitwiderständen sehr große Kopplungskondensatoren anwendet, so treten durch Aufladungserscheinungen un- angenehme Störungen ein, In dieser Hinsicht bestehen be- sonders kritische Verhältnisse, wenn der Widerstands- verstärker in Verbindung mit Netzanschlußgeräten benutzt wird. Aber auch bei der Entnahme des Anoden- stromes aus Batterien tritt bei starken Span- nungsstößen, die beispielsweise durch Störungen verursacht sein können, eine starke negative Aufladung des Gitters auf, die oft erst nach Minuten wieder abgeflossen ist. Aus diesem Grunde ist es unvorteilhaft, bei Gitterableit- widerständen von 8 bis 10 Megohm größere Kopplungskondensatoren als 1000 bis 2000 cm zu benutzen, Bei den 1925 vom Verfasser vor- geschlagenen Abmessungen (Rg =5-10% Ohm; Cg = 500 cm), bei denen die Frequenzen unter 100 Hertz benachteiligt werden, treten die Auf- ladungserscheinungen sogar bei Verwendung einfacher Wechselstrom - Netzanschlußgeräte nicht auf. Diese in der erwähnten Hinsicht vor- teilhaften Abmessungen können jedoch nur so lange empfohlen werden, als elektromagnetische Hörer oder Trichterlautsprecher benutzt wer- den, die ohnehin Töne mit Schwingungszahlen unter 100 kaum wiedergeben. Bei Verwendung frequenzabhängiger Lautsprecher sind, wie schon vor längerer Zeit angegebent), die Ab- messungen der Abb, 1 vorteilhaft, die einen guten Kompromiß zwischen Frequenzabhängig- keit und Aufladungsstörungen darstellen. Welchen Einfluß die Wahl eines kleineren Gitterableitwiderstandes bei gegebenen anderen Größen auf die Wechselspannung im Anoden- kreis der letzten Röhre eines Dreifach-Verstärkers aus- übt, geht aus der Kurve 2 in Abb, 1 hervor. Wie diese Messung zeigt, ist die Frequenzabhängigkeit im unteren Hörbereich größer und die Verstärkung etwas kleiner, Die Verkleinerung der Gitterableitwiderstände wirkt sich

in gewisser Hinsicht so aus, als ob die Anoden- widerstände kleiner gewählt werden. Ganz entsprechend geht auch die Frequenzabhängigkeit im oberen Hör-

bereich, die durch die unvermeidlichen Kapazitäten be- dingt ist, bei den kleinen Gitterableitwiderständen etwas zurück. Mit Rücksicht darauf, daß das Ohr Töne, deren Schallintensitäten um weniger als 30 v.H. voneinander ab- weichen, als gleich stark empfindet, kann der Verstärker mit den Abmessungen der Abb, 1, Kurve 1, innerhalb des Be- reiches von 25 Hertz bis 6000 Hertz als „praktisch frequenz- unabhängig" angesehen werden. Erst bei Frequenzen über 6000 geht der Verstärkungsgrad dieses Dreifach-Verstärkers auf weniger als 70 v. H. der maximalen Verstärkung her- unter. Bei der Frequenz 10000, die etwa an der oberen Grenze des Hörbereiches liegt, ist die Verstärkung auf 50 v. Н, gesunken.

Es sei hier ausdrücklich erwähnt, daß der in Abb, 1 ge-

. messene Verstärker keineswegs sonderlich kapazitätsarm

aufgebaut war.

4) Des Funkbastlers erprobte Schaltungen. Seite 54. Juni 1926.

Die Anordnung war so ausgeführt, wie sie

5. Auflage.

E AOTRE N ДУС E [REENE ES Na

JAHR 1927 А отго HEFT 17

Widerslormdsrersifrter гг// рге Ет ге? 22 dchulzreischallur

Yerst

Widerstarasrerslärker mit 3 Stufen und Mehsachrofreraufbau.

Verst

ее ЕЕЕ SEHE EHE NEN PETER a Ғы ER ОУ Б САНТ ШЕТ Таа тат REN реа Uaes 27 en ШЕШІ

E

RRE e 20

Br: 40 50 60 70 80% 00 300 400 500 600 700800 Wo 1000 2000 3000 Фаю 540 bao Фо Mao М

Abb, 4.

269

ртр у.

HEFT 11

von jedem leicht getroffen werden kann (es wurden ge- sockelte Röhren benutzt). Interessant ist, daß durch Ver- wendung ungesockelter Röhren die Verstärkung bei der Frequenz 10000 noch auf 55 у, H. der maximalen Ver- stärkung zurückging. Aus einem Vergleich der weiter unten wiedergegebenen Mehrfachröhrenmessung geht also hervor, daß der größte Teil der wirksamen schädlichen Kapazitäten wohl in den Einschmelzstellen der Röhren zu suchen ist. Ohne an dieser Stelle näher auf die theoretischen Einzel- heiten einzugehen, sollen in der Abb. 2A die für den Bereich von 1000 bis 10000 Hertz auf Grund der an- gegebenen Konstanten berechneten Kurven gezeigt werden. (Сб soll ausreichend groß gewählt sein.) Die beiden theoretischen Kurven geben die Frequenzabhängig-

Widerstandsyerslärker [normaler Aufbau) Verslorkung

о IFmolrÖhre

1226002 422 оол йге? une 1Endrohre ЕЕ Неа СИЕ

Abb, 5.

keit der ersten und zweiten Stufe eines Dreifach-Wider- standsverstärkers wieder. Da in der Endverstärker- stufe, wenn man hier die elektrischen Eigenschaften des Lautsprechers vernachlässigt, keine Frequenzab- hängigkeit zu erwarten ist, so ist die bei einem Dreifach- Verstärker sich ergebende Kurve durch das Produkt der Kurven der ersten und zweiten Spannungsverstärkerstufe gegeben. Bei der Betrachtung der zugrunde gelegten Werte wird auffallen, daß in der vorletzten Spannungsverstärker- stufe nur eine schädliche Kapazität von 20 cm angenommen ist, Dieser geringere Kapazitätswert wurde wegen der ge- ringen Spannungsverstärkung der Endröhre in Rechnung ge- setzt. Die aus den Kurven der Abb. 2A sich für den Drei- fach-Verstärker ergebende Frequenzabhängigkeit ist aus der Kurve in Abb. 2B zu erkennen. Aus der guten Überein- stimmung der berechneten Kurve mit der gemessenen geht hervor, daß die Werte für die wirksame schädliche Kapazi- tät mit 20 bis 30 cm angenähert richtig angenommen wurden’). Die Abhängigkeit des Verstärkungsgrades von

5) Die tatsächlich vorhandenen Scheinkapazitätswerte sind also erheblich kleiner als beispielsweise die Werte von 60 bis 100 em, mit denen Dr. Seidel rechnet.

27

re ee yes

(F. Seidel, „Funk- -

JAHR 1927

dem Wert der benutzten Kopplungswiderstände geht aus einigen Messungen hervor, die in Abb, 3 wiedergegeben sind. Wie bei Transformatorenverstärkern eine größere Frequenz- abhängigkeit, dafür aber eine kleinere Verstärkung bei kleinem Übersetzungsverhältnis erhalten wird, so ist bei Widerstandsverstärkern, wo dem Übersetzungsverhältnis der Wert des Anodenwiderstandes entspricht, mit kleineren Anodenwiderständen auch eine geringere Verstärkung und geringere Frequenzabhängigkeit verbunden.

In Abb. 5 ist weiterhin noch eine gemessene Kurve ein- getragen, die Verstärkungsgrad und Frequenzabhängigkeit eines Dreifach-Verstärkers mit den früher sehr verbreiteten Abmessungen (Durchgriff 10 v.H., Anodenwiderstand 0,3 Meg- ohm) erkennen läßt. Der Verstärkungsgrad eines solchen Verstärkers war 84. Als Verstärkungsgrad ist bei diesen Messungen das Verhältnis der Amplituden von Ausgangs- wechselspannung (die an einem rein Ohmschen Anoden- widerstande von 6000 Ohm®) auftritt) zur Eingangsspannung angenommen, Ein Verstärker mit Anodenwiderständen von 3 Megohm und Röhren mit etwa 3 v. H. Durchgriff lieferte genau die zehnfache. Verstärkung. Bei den benutzten Röhren geht die Verstärkung im mittleren Hörbereich von 840 auf 620 zurück, wenn Anodenwiderstände von nur 1 Megohm benutzt werden. Um zu beurteilen, welche dieser beiden Kurven für die Praxis beim Rundfunkempfang gün- stiger ist, müssen noch verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, die außerhalb des Verstärkers liegen. Die ge- messene, verhältnismäßig geringe Benachteiligung der Töne über etwa 6000 Hertz ist bei Verwendung des Verstärkers zur Aufnahme ferner Sender völlig zu vernachlässigen gegen- über der Frequenzabhängigkeit durch die dort notwendige Selektivität. Solange mit elektromagnetischen Trichter- lautsprechern und Kopfhörern gearbeitet wird, deren Fehler in einer anderen Größenordnung liegen, ist die bei den Ver- stärkern mit den vorgeschlagenen Abmessungen vorhandene geringe Frequenzabhängigkeit unmerklich. Nachdem durch Messungen erwiesen ist, daß sogar bei Dreiröhren-Ver- stärkern mit hohen Anodenwiderständen, Spe- zialröhren und normalem Schaltungsaufbau (Abmessungen der Abb. 1) eine Frequenzunabängigkeit vor- handen ist, die selbst sehr hoch gestellten Ansprüchen ge- nügt), fallen alle Bedenken, die gegen die Anwendung hoher Anodenwiderstände bestehen, fort, und ‘es bleiben nur die Vorteile (hohe Verstärkung, geringere Krümmung der dynamischen Arbeitskennlinie im mittleren Hörbereich, weniger kritische Einstellung der günstigsten Gitter- spannung, geringere Anoden- und Heizströme).

Eine unzulässig große Frequenzabhängigkeit würde be- stehen, wenn statt der Spezialeingitterröhren geeignete Doppelgitterröhren in Schutznetzschaltung benutzt werden würden, die zwar eine hohe Verstärkung ergeben, aber so hohe innere Widerstände besitzen, daß davon abgesehen wurde, Spezialdoppelgitterröhren für diesen Zweck in den Handel zu bringen.

Die Messung nach Abb. 3 zeigt den Verstärkungsgrad und die Frequenzabhängigkeit eines Dreifach-Verstärkers mit Doppelgitterröhren. Bei der Freäuenz 10 000 sinkt die Ver- stärkung etwa auf den zehnten Teil. In Abb.3 ist ebenso wie bei den früheren Messungen und auch bei der in Abb. 4 wiedergegebenen Kurve eines Verstärkers mit Mehrfach- röhrenaufbau die Ausgangsspannung an einem ÖOhmschen Widerstand von 6000 Ohm gemessen worden. Die außer- ordentlich kleinen Kapazitäten, die bei dem Mehrfachröhren- aufbau nach 5, Loewe vorhanden sind, bedingen im oberen

Bastler“ 1927, Heft 9.) Der Grund für diese starken Ab- weichungen liegt darin, daß F. Seidel die Kapazität nach einer Formel berechnet, die, worauf schon Riegger und Trendelenburg, E. Schrader, L. Müller, der Verfasser und andere aufmerksam machten, zu große Kapazitätswerte ergibt. Literatur vgl. М. v. Ardenne, E. T. Z. 1927, Н. 2.

6) Dieser Wert entspricht etwa dem Scheinwiderstand der üblichen Lautsprecher bei tiefen Tönen.

7) A. Forstmann: Jahrbuch 1926 1. с., S. 159.

тх

U

JAHR 1927

Hörbereich eine fast ideale Unabhängigkeit des Verstärkungs- grades von der Frequenz, Bei dem erwähnten Ausgangs- widerstand ist der mittlere Verstärkungsgrad bei den Span- nungs-Widerstandsverstärkern mit drei Röhren etwa 700fach. Die reine Spannungsverstärkung, die gemessen werden kann, wenn in den Anodenkreis der Endröhre ebenfalls ein sehr großer Ohmscher Widerstand gelegt wird, liegt durchschnitt- lich etwa bei 2000,

Nachdem aus den wiedergegebenen Messungen hervor- geht, daß auch bei Widerstandsverstärkern mit hohem Verstärkungsgrad eine ausreichende Frequenzunabhängigkeit vorhanden sein kann, ist es zur Beurteilung der Verzerrungsfreiheit nur noch notwendig, zu wissen, ob eine Abhängigkeit des Verstärkungsgrades von der Amplitude der zugeführten Wechselspannung

FUNN BASTLER

НЕТ

innerhalb gewisser Grenzen vorhanden ist. In den -Span- nungsverstärkerstufen, wo die Krümmung der dynamischen Arbeitskennlinien, besonders wenn große Anodenwiderstände benutzt werden, außerordentlich schwach ist®), sind solche Amplitudenabhängigkeiten kaum vorhanden. Dagegen sind Amplitudenverzerrungen bei der Endröhre immer zu beob- achten, sobald zu starke Wechselspannungen dem Gitter zu- geführt werden und nicht mehr auf dem geradlinigen Bereich der Anodenstromkennlinie gearbeitet wird. Um die Ver- zerrungen bei der letzten Stufe zu umgehen, empfiehlt es sich, in ihren Anodenstromkreis ein Milliamperemeter mit geringer Trägheit zu legen. Sobald dieses Instrument Strom- schwankungen anzeigt, sind Gleichrichtereffekte vorhanden, aus deren Größe es möglich ist, Rückschlüsse auf den Ver- zerrungsgrad zu ziehen,

BRIEFE АМ DEN „FUNK.-BASTLER*

Europa im Detektor!

Riga, Ende März. . Es ist an dieser Stelle oft auf die erstaunlichen Leistungen im Fernempfang mit einfachem Detektorgerät hingewiesen worden. ‚Dennoch dürften meine Versuche, mit dem Detektor hier, außerhalb des europäischen „Sendezentrums“, Fern- empfang zu erzielen, manchen Detektorfreund interessieren. Beim Aufbau des Gerätes wurde auf beste Isolation, einwand- a Leitungsverbindungen und verlustfreie Einzelteile Wert gelegt,

Seit Monaten höre ich nun mit einem Detektor ohne jede Röhrenverstärkung täglich nach Schluß des Ortssenderpro- gramms an einer 60 ш langen emaillierten L-Antenne wahl- weise die größeren Sender wie Breslau, Königsberg, Prag, Leipzig, Hamburg, Frankfurt, Aberdeen (!) u.a. in meist gut verständlicher Lautstärke, außerdem Langenberg, Berlin,

len, Kowno und die Popofi-Station in Moskau auf Welle 675 m in oft erstaunlicher Lautstärke und Klangreinheit. Ich emerke, daß die meisten genannten Sender 1000 und mehr

ilometer von mir entfernt sind.

‚In Verbindung mit einem Widerstandsverstärker wurden die meisten Sender im Lautsprecher in geradezu idealer Ton- reinheit empfangen. ‘Bei Vorschalten eines, Hochfrequenz- verstärkers konnte sogar Fernempfang während des Orts- Senderbetriebes erzielt werden. Der Ortssender wird ohne Verstärkung im Lautsprecher in einer für ein mittelgroßes

Immer ausreichenden Lautstärke empfangen. Веі Fern- empfang sind die einzelnen. Sender gut voneinander trennbar. Verwendet wird eine aperiodische Antennenankopplung mit 10 Windungen 1 mm-Kupferdraht ohne Bespinnung.

Alex von Gerkan.

* Der Tantal-Gleichrichter.

Berlin-Staaken, Anfang April.

Im „Funk-Bastler“, Jahr 1926, Heft 52, und Jahr 1927, Heft 15, wurde der Bau eines Tantalgleichrichters beschrieben, den ich mir gebaut habe und zu dem ich folgendes bemerken möchte:

Als Gefäß benutzt man am besten ein gewöhnliches Akku- mulatorenglas von den Maßen 50 x 40 X 160mm. Die Größe der Bleielektrode ist nicht kritisch und kann etwa 40 x 110 mm betragen. Als Flüssigkeit nimmt man, wie beschrieben, ver- dünnte Schwefelsäure mit 1v.H. Eisenvitriol. Letzteres ist von besonderer Wichtigkeit, da sich durch dessen Zusatz die Amperezahl fast verdoppelt. Um die schädliche Einwirkung der Säuredämpfe auf die Anschlüsse zu verringern, deckt man das Glas wie beim Akkumulator mit einer Hartgummiplatte ab und vergießt diese mit Vergußmasse. Als Tantalelektrode genügt schon ein Streifen von 0,3 X 10 X 50mm. Zu seiner Befestigung schneidet man einen kleinen Schlitz in die Hart- gummiplatte so, daß sich das Blech gerade noch schieben läßt. Man findet nämlich bei einer bestimmten Eintauchtiefe des Tantals in die Flüssigkeit (15 mm) eine Steigerung der Leistung um 02 ‚Amp. Es ist aus diesem Grunde vorteil- haft, die Elektrode verschiebbar anzuordnen, da man beim

allen des Flüssigkeitsspiegels immer auf höchste Leistung einstellen kann. Leistung des Gleichrichters im kalten Zu- stand 1,8 Amp, im warmen Zustand 2,1 Amp bei einem

2 Volt-Akkumulator. Als besonderen Vorteil wird man es empfinden, seinen Anodenakkumulator selbst zu laden, da der Gleichrichter noch bei ganz geringer 'Stromentnahme sicher arbeitet, wo ein ' Pendelgleichrichter versagt. Zu diesem Zwecke kann man, wenn man Blockakkumulatoren von je 10 Volt verwendet, dieselben parallel schalten. Die Gesamt- stromaufnahme beträgt ungefähr 0,8 Amp bei einer 90 Volt- Batterie.

Meine Erwartungen auf das betriebssichere und gute Arbeiten des Tantalgleichrichters sind zu meiner vollen Zu- friedenheit ausgefallen, und ich kann den Bau jedem Bastler

empfehlen. Alfred Richter. ж

Das Blech zum Tantal-Gleichrichter.

Berlin-Borsigwalde, Mitte März.

Mein Aufsatz „Der Tantal-Gleichrichter“ in Heft 52 des „Funk“ Jahr 1926 hat mir viel Anfragen einge- bracht, die sich hauptsächlich auf zwei Punkte beschränken, und die ich hier noch einmal allgemein beantworten möchte.

Die Tantalblechstücke haben nicht eine Größe von 60 bis 80 qmm, sondern sind etwa 600 bis 800 qmm groß.

Eine Bezugsquelle für Tantalbleche vermag ich nicht an- zugeben, da die Fabrikation von Tantalgleichrichtern lizenz- pflichtig ist und aus diesem Grunde das Metall wohl nicht im Einzelhandel abgegeben wird.

Nach vielen Bemühungen ist mir nun die Lieferung einer kleinen Menge von Tantalblech zugesagt worden, und es wird mir vielleicht möglich sein, іп beschränktem Umfange an einzelne Bastler Tantalblech zum Bau eines Gleichrichters ab-

zugeben. Otto Vetter. ж А j! я

Rußland stört den Rundfunkempfang. Mediasch, Mitte April.

In der Tabelle der Wellenlängen der europäischen Rund- funksender vermisse ich unter den Sendern zwischen Langen- berg und Wien eine russische Station, die sich seit einiger Zeit auf den verschiedensten Wellenlängen zwischen 480 m und 510 m äußerst unangenehm in unserer Gegend bemerk- bar macht. Es gelingt selten, diesen Sender rein zu emp- fangen, da er seine Welle nicht einhält und die Seitenbänder ein sehr unangenehmes Geräusch verursachen, was auf einen abgehackten Anodenstrom, wie ihn so viele russische Sender haben, schließen läßt.

Ich wundere mich, daß ich nie etwas über diesen Stören- fried gelesen habe, denn meiner Ansicht nach muß er sich doch in Deutschland auch bemerkbar machen.

Gibt es keine Möglichkeit, derartigen, im offiziellen Wellen- verteilungsplan nicht enthaltenen Lärmmachern und Störern des Rundfunks das Handwerk zu legen?

A Dipl.-Ing. Schimmelbusch.

Transformatorenbleche. Welche Firma liefert Transforma- torenbleche (legierte Bleche) von 0,4 bis 0,5 mm Stärke in Tafeln oder Streifen von mindestens 9 cm Breite bei Ab- nahme kleinerer Mengen? A. Oetzing.

8) М. у. Ardenne: „Über Anodengleichrichtung“, Jahrbuch 1927, Band. 29, Heft 3, und ‚Die Bleichriehtune in Wider- standsempfängern“, „Funk“ 1927, Heft 8.

271

HEFT: 17

BAFTL @

ЈАНК 1927

KRITESCHES LABORATORIUM

Besprechungen von Einzeiteilen erfolgen Kostenlos und ohne jede Verbindlichkeit für den Einsender; jedem Hersteller steht es frei, zwei Stück seiner ne zur Prüfung einzusenden, die in jedem Falle Eigentum der Schriftleitung bleiben, auch wenn eine Besprechung auf Wunsch des Einsenders

unterb,

eibt. Den Prüfungsstücken ist möglichst ein Druckstock oder eine klischierfähige Abbildung sowie die Angabe des Ladenpreises beizufügen. Eine Gewähr, daß eine Besprechung in bestimmter Länge oder in einem bestimmten Heft erscheint, wird in

einem Falle übernommen,

Lautsprecher „Kallistophon“.

Hersteller: „Kallistophon‘‘ С. m. b. H., München. General- vertreter М.С aller, Charlottenburg, Dernburgstraße 28.

Іп der Beschreibung gibt die Firma folgendes an: „Das Kallistophon verwendet ein elektrodynamisches Magnetsystem, das im Gegentakt arbeitet, und dessen vier Spulen auf eine labile Zunge wirken. Der Anker ist demnach entlastet, wo- durch erreicht wird, daß die Sinuskurve der akustischen Schwingung unverzerrt, also auf beiden Seiten gleich, wieder- gegeben wird. Der angetriebene Fächer ist exzentrisch an- geordnet, und zwar im Verhältnis des goldenen Schnittes, so daß jede der einzelnen Fächerfalten, die als T-Träger wirken, eine andere Eigenresonanz besitzt. Die Eigen- schwingung der ganzen Membran umfaßt also den Bereich einer Oktave; diese ist natürlich nicht eng begrenzt, da die nötige Dämpfung durch das Einspannen des Fächers erreicht wird. Außerdem ist dem Magnetsystem eine Zungendämpfung beigegeben. Das ganze System ist außerordentlich empfindlich und spricht daher schon bei kleinster Empfangsenergie leicht an. Die äußere geschmackvolle Ausführung macht den Kallistophon zu einer Zierde jedes Raumes“,

Wir haben hier einen trichterlosen Lautsprecher vor uns, dessen Ausführung in der Tat als geschmackvoll, originell und gut bezeichnet werden muß. Er besteht aus einem Holz- ring von 36 cm äußerem und 31,5 em innerem Durchmesser. In diesen Ring ist (unter Zwischenlage von Filz) ein kreis- förmiger Fächer aus dünnem Aluminiumblech eingespannt, der 71 Falten besitzt (Abb. 1). Das Antriebssystem ist ex- zentrisch angeordnet (Abb. 2), und zwar, wie in der Beschrei-

Abb. 1.

bung совероуев, im Verhältnis des goldenen Schnittes, d. h. der Antriebspunkt ist von der Peripherie im Minimum 12cm, im Maximum 19,5 cm entfernt.

Der Gleichstromwiderstand des Systems wurde mit 4300 Ohm gemessen. Die Prüfung des Lautsprechers am Empfänger ergab, daß der Lautsprecher eine wider Erwarten große Emp- findlichkeit besitzt. In 3 km Entfernung von dem Berliner Sender gelang es ohne weiteres, mit einem Detektorempfänger

an einer Behelfsantenne eine so große Lautstärke zu erzielen, daß sowohl Sprache als auch Musik deutlich verständlich waren. Obwohl hier die Lautverstärkung durch den Trichter fehlt, ist die Lautstärke dennoch mindestens ebenso groß wie

Abb. 2.

g

bei jedem Trichterlautsprecher. Der Klangcharakter muß ausgezeichnet genannt werden. Da der Lautsprecher die ge- nannten günstigen elektrischen und akustischen Eigenschaften mit elegantem Aussehen vereint, können wir ihn unsern Lesern in der Tat bestens empfehlen.

*

Hochohmwiderstand „Dralowid | Konstant»-Universal‘“.

Hersteller: Steatit-Magnesia A.-G., Berlin- Tempelhof. Ladenpreis 1,40 M. (Einzelpackung).

Die genannte Firma, die als Herstellerin des Hochohm- widerstandes ,„Dralowid-Konstant“ bereits hinlänglich be- kannt ist, bringt unter der Zusatzbezeichnung „Universal“ eine neue Form ihres Hochohmwiderstandes mit besonders günstigen Anschlußmöglichkeiten heraus (siehe Abbildung).

BSRALOWID- KONSTANT

Mit Hilfe von Klemmschrauben können Anschlußdrähte ent- weder seitlich oder an der Spitze festgeklemmt werden; mit Hilfe der mitgelieferten kleinen Kabelschuhe ist aber auch eine Lötung möglich. Schließlich kann man den Widerstand nach wie vor іп den Widerstandshalter ‚„Dralowid-Kontakt‘“ einspannen. In der vorliegenden Form stellt der genannte Hochohmwiderstand in der Tat ein ausgezeichnetes, universell verwendbares Hilfsmittel für den Bastler dar. Die elek- trischen Eigenschaften dieses Widerstandes sind genau die gleichen wie die des gewöhnlichen „Dralowid-Konstant“.

P INE A LATE AIOT АҚАЙ АД А ҰЛАН ған EHE ыу а а ER SET Ve DA be a Far ee EB LAENA N А ШЕН Л УА УГОНЕ АННЕ ТЕРОН ЧИНИ саа НАРЫ ER EL A EUREN Une! Verantwortl. Hauptschriftleiter: Ludwig Kapeller, Berlin-Schöneberg. Druck: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Buchdruckerei G. m. b. H., Berlin >W6o

Zuse

hriften an die Schriftleitung (Manuskripte, Anfragen usw.) nur nach Berlin SW68, Kochstr, 4. Fernruf: Hasenheide 2495,

Verlag: Weidmannsche Buchhandlung, Berlin SW68, Zimmerstr.94. Postscheckkonto: Berlin 88378. Sonderkonto „Funk“.

072